Bewerbungsarten von konventionell bis kreativ
Wer sich beruflich verändern will, sollte sehr gut vorbereitet sein. Denn in zahlreichen Unternehmen in Deutschland gelten nach wie vor sehr konventionelle Bewerbungsarten, die meist auf der Schriftform basieren. Begründet ist dies darin, dass gerade kleinere und mittlere Unternehmen oft gar keine oder nur überschaubar besetzte Personalabteilungen haben bzw. dass sie noch keine digital gestützten Bewerbungsprozesse anbieten können. Bewerbungen in der Schriftform lassen sich dann besser managen, sortieren und auswerten.
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, so heißt es. Und weil die Konkurrenz um eine Stelle durchaus groß sein könnte, ist es wichtig, dass alle Bewerbungsunterlagen auf den ersten Blick sorgsam vorbereitet, gut strukturiert und vor allem sprachlich in Ordnung sind. Effizienz, Klarheit, Begeisterung, Zielorientierung – das kann auch schon ein gut formuliertes Anschreiben vermitteln. Es empfiehlt sich, andere vorab einen Blick auf die Unterlagen werfen zu lassen, bevor man sie weitergibt. Denn oft ist man so vertieft in die Anfertigung, dass dabei mancher Tippfehler oder ungünstige Formulierung entgehen könnte.
Bewerbungsfoto ja oder nein?
Für einen guten ersten Eindruck kann auch ein persönliches Foto in der Bewerbung beitragen. Auch in Deutschland ist es heute keine Pflicht mehr, ein Pass- oder Studiofoto in die Bewerbung einzufügen, um Diskriminierung grundsätzlich auszuschließen. Niemand darf bei der Auswahl aufgrund seines Aussehens oder Geschlechts, der sexuellen Identität, der Hautfarbe, der ethnischen Herkunft, Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung oder seines Alters benachteiligt werden. Gesetzlich verankert ist dies im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und zusätzlich gestärkt wird es vom Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), das Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen verbietet.
In einigen Fällen kann ein aktuelles Foto im Lebenslauf oder im Anschreiben dennoch sinnvoll sein, zum Beispiel bei Stellen im öffentlichen Dienst oder bei Positionen, wo das Erscheinungsbild besonders wichtig ist. Darüber hinaus kann man aber selbst entscheiden, ob man die Bewerbung mit seinem Foto zusätzlich personalisieren möchte. Es sollte jedoch möglichst aktuell und professionell gefertigt sein.
Was braucht es für eine ordnungsgemäße Bewerbung?
Während man in anderen Ländern oft sehr viel mehr Freiheiten bei der Wahl der Bewerbungsform hat, ist der deutsche Arbeitsmarkt berüchtigt für seine strikten Vorstellungen von Bewerbungsunterlagen: Dazu gehört in der Regel ein formelles Anschreiben, in dem man sich kurz vorstellt und die Motivation darlegt, warum man sich für die konkret ausgeschriebene Position, für ein spezielles Fachgebiet oder für ein ganz bestimmtes Unternehmen interessiert – und was man dafür an Praxis, Kenntnis und Motivation mitbringt.
Es braucht außerdem einen Lebenslauf als Schnellübersicht für die Entscheider, der Auskunft gibt zur bisherigen Ausbildung und Berufserfahrung, zu Fähigkeiten wie Sprach- oder Programmkenntnissen oder zu besonderen Qualifikationen, die in einer Branche oder einem Berufsfeld wichtig sind. Dazu kommen noch Belege von Schul- und Arbeitszeugnissen und erworbenen Qualifikationen, gegebenenfalls Hinweise auf frühere Arbeitgeber für gute Referenzen. Manchmal stellt sich die Frage nach schulischen Zeugnissen auch gar nicht mehr, abhängig von der bisherigen Berufserfahrung, vom Karriereverlauf oder von qualifizierenden Fach- oder Studienabschlüsse, die manche Berufsfelder verlangen. Inzwischen sind auch immer mehr Unternehmen dazu bereit mit Rücksicht auf Portokosten und den Umweltschutz, auf dicke Bewerbungsmappen zu verzichten, die alle Unterlagen aufnehmen. Denn die Hüllen werden ja doch meist nach Abschluss des Auswahlverfahrens weggeworfen. Es gilt auch hier, nach Branche und Konventionen abzuwägen.
Welche Bewerbungsarten sind heute angesagt?
Die Digitalisierung hat vieles in Bewegung gebracht, auch in den Personalabteilungen. Immer mehr Betriebe akzeptieren digital eingereichte Bewerbungen und nutzen selbst auch das Internet zur Interaktion mit Bewerberinnen und Bewerbern, um gezielter oder auch breiter zu rekrutieren. Hier zehn der gängigsten Bewerbungsarten:
Klassiker: die schriftliche Bewerbung
Wie gesagt, manche Unternehmen bauen nach wie vor auf die verschriftlichte Form der Bewerbung, daher sollte man sich vorher genau informieren, welcher Bewerbungsweg gewünscht ist. Darüber gibt in der Regel schon die Stellenanzeige oder die Webseite eines Unternehmens Auskunft, auch weil Arbeitgeber vermeiden möchten, dass Interessierte vorab anrufen und nachhaken, was sie dann sehr viel Zeit kosten kann. Die schriftliche Bewerbung kann auf Papier ausgedruckt und per Post oder persönlich bzw. per E-Mail im PDF-Format zugesandt werden.
Neuer Standard: die Online-Bewerbung
Mittlerweile sind Online-Bewerbungen für viele Unternehmen selbstverständlich geworden, da sie einfach und schnell intern weiterzugeben und zu verarbeiten sind. In der Regel wird dazu ein spezielles Online-Kontaktformular auf der Unternehmenswebsite verwendet. Dort kann man Unterlagen im PDF-Format hochladen und eventuell weitere Angaben machen, zum Beispiel zu Qualifikationen und Erfahrungen. Größere Unternehmen stellen eine komplette Bewerbungsplattform bereit, über die man sich bewerben kann, auch, um immer wieder auf aktuelle Bewerbungen bei Wunschunternehmen reagieren zu können. Man richtet sich dazu einen Account und ein Profil auf der Plattform ein und lässt sich per E-Mail oder Push-Funktion über neue Stellenangebote des Unternehmens informieren.
Sonderformat: Bewerbung per Video
Bewegtbild liegt dank sozialer Medien und Smartphone-Technologie ganz im Trend. Besonders jüngere Zielgruppen, die Begabung dafür haben, nutzen das innovative Formst der Videobewerbung, um sich vorzustellen. Auf diesem Weg können sie gleichzeitig auch ihre kommunikativen und präsentierenden Skills darlegen. Umgekehrt gibt es auch Unternehmen, die sich Videopräsentationen als Bewerbungsart wünschen, um einen unmittelbareren „Live“-Eindruck von Bewerberinnen und Bewerbern zu erhalten.
Smartphone als Brücke: die mobile Bewerbung
Die mobile Bewerbung ist eine Variante der Online-Bewerbung, bei der man seine Bewerbungsunterlagen über mobile Endgeräte wie das Smartphone oder Tablet einreichen kann. Die Vorteile: Mobile Bewerbungen sind in der Regel einfach und intuitiv zu bedienen und man trägt ja das Smartphone auch die meiste Zeit bei sich. Man muss dazu lediglich seine persönlichen Unterlagen auf einer mobilen Webseite oder in einer App hochladen und eventuell noch ergänzende Angaben machen. Man kann so seine Bewerbung quasi jederzeit und von überall aus einreichen und auch darauf reagieren, ohne dass man zu einem bestimmten Ort fahren muss. Bei Bedarf kann man auch die Foto- und Video-App auf dem Smartphone für begleitende Medien einsetzen. Ein Computer oder Drucker ist nicht erforderlich – alles erfolgt digital.
Vernetzt und interaktiv: Bewerbung per Social Media
Immer öfter erfolgt heute die Bewerbung über ein soziales Netzwerk wie Facebook, LinkedIn oder XING, manchmal auch schon über Instagram, wobei das persönliche Profil und die Netzwerkaktivitäten als Bewerbungsunterlagen dienen. Man besucht das entsprechende Unternehmensprofil oder reagiert auf dessen Recruiting-Kampagne im Netzwerk und folgt dann den Anweisungen dort, wie man seine Unterlagen weitergeben soll.
Hilfreich ist es, sein pProfil in den sozialen Medien möglichst interessant und informativ für Recruiter zu gestalten, damit sie auch von sich aus Kontakt aufnehmen und freie Positionen anbieten. Für Reichweite sorgen dabei karriereförderlichen Beiträge oder Beiträge, die fachliches Wissen in bestimmten Bereichen belegen. Es ist wichtig, dass man sein Profil professionell gestaltet und genau überlegt, welche Informationen man online teilt – damit auch auf längere Sicht ein guter Eindruck gewährleistet ist.
Lagecheck: die Kurzbewerbung
Kurzbewerbungen dienen meist dazu, zu sondieren, ob man als Kandidatin oder Kandidat eine Chance hat, beispielsweise wenn es sehr viele Bewerbungen auf eine Position gibt. Sie sind in der Regel kürzer als traditionelle Bewerbungen gehalten und enthalten nur die wichtigsten Informationen, zum Beispiel zu Qualifikationen, Erfahrungen und Kenntnissen. Man sendet eine E-Mail-Bewerbung oder ein kurzes Motivationsschreiben per Post und verweist dann darauf, gern mehr in einem persönlichen Vorstellungsgespräch oder mit umfangreicheren Unterlagen und Arbeitsproben darzulegen.
Unternehmen, die Kurzbewerbungen als Bewerbungsart bevorzugen, möchten sich rasch einen Überblick verschaffen und benötigen daher nur die wichtigsten Informationen, um eine Vorauswahl zu treffen. Das ist oft in Branchen wie dem Handel, dem Dienstleistungssektor oder im Gesundheitswesen üblich, wo freigewordene Positionen möglichst zügig neu besetzt werden sollen.
Direktkontakt: Bewerbung per Telefon
Eine telefonische Bewerbung kann zwei Varianten haben: Bei der ersten nimmt man seinen ganzen Mut zusammen und ruft gut recherchierte Kontaktpersonen in einem Zielunternehmen an, die zu freien Stellen Auskunft geben können oder vielleicht auch Entscheider in diesem Bereich sind. Hierzu sollte man sich vorab sehr gut vorbereiten und trainieren, was man in der Kürze des Gesprächs über sich mündlich aussagen möchte. Bei der zweiten Variante wird das telefonische Vorstellungsgespräch konkret vorab vereinbart, damit Unternehmen und Kandidatinnen und Kandidaten sich austauschen können und so schneller zu einer Entscheidung kommen.
Zielorientiert: die Initiativbewerbung
Eine Initiativbewerbung ist eine Bewerbung, die eingereicht wird, ohne dass es dazu eine konkret ausgeschriebene Stelle gibt. Man bewirbt sich aus eigener Motivation bei einem Unternehmen oder einer Organisation und zeigt sein Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit. Die Initiativbewerbung ist eine Möglichkeit, um sich auf Stellen zu bewerben, die noch nicht ausgeschrieben sind oder für die man sich nicht qualifiziert fühlt, aber dennoch gerne arbeiten würde. Unternehmen signalisiert solch eine Blindbewerbung, dass man sich mit dem potenziellen künftigen Arbeitgeber auseinandergesetzt hat und hoch motiviert ist.
Formatsprenger: die Kreativbewerbung
Eine Kreativbewerbung unterscheidet sich vom Standard, indem ein Interessent damit belegt, welches kreative oder innovative Potenzial in ihm steckt. Das ist besonders bei Bewerbungen im kreativen oder künstlerischen Umfeld relevant, beispielsweise in Agenturen oder Fotostudios oder bei Berufen mit einem künstlerischen Umfeld. Die eingereichte Bewerbung dient gleichzeitig auch als Arbeitsprobe. Das können zum Beispiel Videos, Präsentationen, Multimedia-Projekte oder Arbeiten mit besonderen Materialien sein. Auch manche Bewerberin oder Bewerberin in einem eher konventionellen Umfeld hat sich mit Erfolg von anderen abgrenzen können, indem sie eine kreative Ader bei der Bewerbung bewies.
Über Umwege: die indirekte Bewerbung
Mancher neue Job ergibt sich auch über eine Empfehlung durch frühere Arbeitskolleginnen und -kollegen, durch Mentoren und Trainer oder durch Probearbeiten und ein anschließendes Bewerbungsgespräch. Studierende können Zielunternehmen und Berufe besser kennenlernen, indem sie dort eine Zeitlang als Werkstudenten arbeiten – in der Industrie sind solche praxisnahmen Einstiegswege üblich. Man bewirbt sich dann über Kanäle innerhalb des Unternehmens wie das Intranet.
Fazit: Vorab genau prüfen, welches das Unternehmen wünscht
Schriftlich, online, mobil, telefonisch oder im Video: Bei den zahlreichen Optionen, sich heute bei einem Unternehmen merkfähig ins Gespräch zu bringen, gilt dennoch immer gutes Augenmaß: Wie tickt eine Branche, wie das Unternehmen selbst? Was ist üblich und erlaubt? Und was genau verlangt das Unternehmen in seinen Stellenanzeigen und Recruiting-Kampagnen? Wichtig ist auch, in allen Bewerbungsschreiben genauestens darauf zu achten, wie die Namen von Kontaktpersonen und Bezeichnungen von Geschäftsbereichen korrekt geschrieben und ausgesprochen werden. Denn auch das zählt zu einem guten ersten Eindruck: die Details am Rande, die man wahrgenommen hat!