Micromanagement: Anzeichen, Folgen & Umgang
Nahezu jedem erfahrenen Arbeitnehmer sind Kollegen oder Führungskräfte bekannt, die der Meinung sind, alles besser zu wissen. Gerade die Diagnose Micromanager kennt viele Gesichter. Vorgesetzte, die die Mitarbeitenden überwachen und die über jeden Arbeitsschritt die Kontrolle übernehmen wollen, betreiben Micromanagement. Dieser Führungsstil hat aber negative Auswirkungen sowohl auf den Arbeitsalltag als auch auf das Unternehmen. Was genau die Anzeichen von Micromanagement sind, welche Folgen sie haben und mit welchen Strategien sie mit Micromanagen besser umgehen können, erklären wir hier.
Was ist Micromanagement?
Micromanager haben ein übermäßiges Pflichtbewusstsein und sind süchtig nach Kontrolle. Ihnen ist es ein großes Anliegen, ununterbrochen den Betriebsablauf zu überwachen und die Aufgaben der Kollegen zu überprüfen.
Micromanagement lässt sich psychologisch erklären. Viele Micromanager hatten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit der Arbeit ihrer Angestellten und sind daher von vornherein besonders kritisch. Andere hatten bereits in ihrer Kindheit einen Drang zum Perfektionismus. Oder sie sind der Ansicht, den Mitarbeitern solle generell die Möglichkeit verwehrt bleiben, eigene Entscheidungen zu treffen. Schließlich lassen sich viele Menschen heutzutage leicht ablenken. Einige haben in der Vergangenheit auch in chaotischen und schlecht koordinierten Teams gearbeitet.
Sie sehen jedenfalls: Micromanagement am Arbeitsplatz, ob von der Führungskraft oder von Kollegen begangen, muss nicht immer auf ein übergroßes Ego hinweisen. Vielmehr fällt es manchen schwer, zurückhaltend zu sein, wenn sie auf eine bestimmte Weise geprägt sind.
Dabei hat das Verhalten meistens zur Folge, dass sich die Produktivität der Mitarbeitenden und das Ergebnis ihrer Arbeit verschlechtern. Die Kreativität von Personen, die einen Micromanager als Führungskraft bekommen, lässt schnell nach. Die Arbeitsanweisungen sind nämlich so strikt gefasst, dass überhaupt kein Spielraum mehr bleibt, eigene Ideen einzubringen. In technischen Berufen wie der Ingenieurskunst mag das weniger fatal sein, Lehrer oder Designer leiden unter den Entscheidungen eines Micromanagers dafür umso mehr.
Das Verhalten von Micromanagern: Betreiben Ihre Kollegen und Vorgesetzte wirklich diesen Führungsstil?
Eine Führungskraft, die übertriebene Forderungen stellt und besonders kurze Fristen setzt, betreibt möglicherweise Micromanagement. Hinzu kommen grenzüberschreitende Aktionen, wie Belästigung oder gar Drohungen. Vertrauen schenken Micromanager ihren Mitmenschen nur selten. Teilweise werden nach dem Beginn eines Projektes laufend weitere Forderungen gestellt, die kaum einzuhalten sind.
Diskussionsbereit sind Micromanager selten. Für Anregungen sind sie aufgrund ihres hohen Egos nicht bereit. Dafür üben sie jede Menge Kritik an ihren Teammitgliedern. Die Bemängelungen gehen so sehr in die Details, dass sie einem vernünftig denkenden Menschen lächerlich erscheinen.
Viele Micromanager sind Überwachungsfanatiker. Sie überprüfen ständig den Arbeitsfortschritt ihrer Mitarbeiter und sind gierig nach Kontrolle. Selten sind sie dazu bereit, ihnen zu erklären, wie sie sich verbessern können, und nehmen die Anpassungen daher selbst vor. Nicht wenige Micromanager drängen Angestellte und Mitarbeiter dazu, ihre Arbeit zu unterbrechen, da sie der Meinung sind, etwas Dringenderes stehe an.
Micromanagement kann problematisch sein
Die Folgen eines Micromanagers im Team oder als Vorgesetzten können fatal sein. Schließlich behindert diese katastrophale Methode der Führung die Weiterentwicklung der Mitarbeiter und kann sie sogar krank machen.
- Betreibt die Führungskraft Micromanagement, fühlen sich viele Mitarbeiter nicht wertgeschätzt oder im Stich gelassen. Dies verringert das Potenzial für Disziplin und Arbeitsmoral, zu der Angestellte ansonsten fähig sein könnten. Die Leistung lässt nach, auch aufgrund der geringeren Möglichkeiten, eigene Entscheidungen zu treffen.
- Das Stresslevel steigt bei Menschen, die von Mikromanagern geführt werden. Die Kreativität, die sie für ihre Aufgaben benötigen, lässt nach.
- Eine der Auswirkungen des Micromanagements ist ein sich schrittweise aufbauendes Misstrauen unter den Mitgliedern des Unternehmens. Es entsteht ein toxisches Arbeitsumfeld.
- Die Angestellten empfinden Emotionen wie Angst, Langeweile, Schock, Ekel, Entsetzen und Gleichgültigkeit. Diese senken ihre Motivation und Produktivität.
- Gerade für Mitarbeiter, die in ihrem Job glänzen, kann Micromanagement sehr verwirrend sein. Haben sie bisher immer nur positives Feedback erhalten, müssen sie nun andauernd Kritik ertragen. Da hilft es auch nicht mehr, sich zu verbessern und die Leistung zu steigern.
- Die schlechtere psychische Verfassung von Leuten, die vom Micromanagement ihrer Führungskraft betroffen sind, erhöht die Zahl der Krankheitsfälle. Betroffene Angestellte erkranken plötzlich an Depressionen oder bekommen einen Burnout.
- In den meisten Berufen müssen Mitarbeiter die Lösung für ein Problem von Zeit zu Zeit selbst herausfinden. Schließlich sind sie Experten in ihrem Bereich und wissen am besten Bescheid. Micromanagern fällt immer gleich eine Lösung ein, die oft nicht die beste ist. Sie drängen ihre Kollegen dazu, nicht nach der bisherigen Erfahrung zu handeln.
- Führungspersonen, die Micromanagement betreiben, verschwenden zu viel Zeit mit Kontrollen und konzentrieren sich nicht auf die Betriebsplanung. Am Ende lässt sich in der Arbeitsstätte eine chaotische und ungeordnete Struktur vorfinden.
- Die Umsätze eines Unternehmens sinken durch Mikromanagement in aller Regel, da weniger Fokus auf die Organisation und mehr auf die Überwachung der Arbeit gelegt wird.
- Micromanagern fällt es schwer, die Fehler ihrer Entscheidungen einzugestehen, was den Kontakt mit ihnen verkompliziert.
Maßnahmen gegen das Micromanagement: So gehen Sie gegen die Führungskraft oder den Kollegen vor
An das Micromanagement-Problem müssen Sie von Fall zu Fall unterschiedlich herangehen. Wählen Sie die passende Methode aus, damit das Ergebnis am Ende erfolgreich wird.
Wer intensives Micromanagement betreibt, ist sich vielleicht gar nicht darüber im Klaren, wie viel Schaden er oder sie anrichtet. Insofern fühlen sich auch viele Betroffene zu Unrecht verletzt, da die Person es selten böse meint. Machen Sie dem Micromanager klar, dass seine übermäßige Sucht nach Kontrolle eher schadet als nützt. Oftmals leichter gesagt als getan, da man Vorgesetzte lieber nicht vergraulen will. Versuchen Sie es daher mit vorsichtigen Hinweisen. Gerade, wenn es sich um eine schwache bis moderate Form des Micromanagements handelt und der Vorgesetzte neu in seiner Position ist, wird er wohl Verständnis für Ihre Bedenken aufbringen.
Generell sollte das Gespräch nicht konfrontativ-offensiv geführt werden. Gerade, wenn es sich bei der betreffenden Person um eine Führungskraft handelt. Heben Sie die positiven Eigenschaften hervor, die charakteristisch für Menschen sind, die kein Micromanagement betreiben. Tun Sie dies während eines Meetings oder einer privaten Besprechung. Vielleicht ist dem Micromanager das Konzept des autonomen Arbeitens mit wenig Führung gar nicht bekannt. Um es der Person nahezubringen, müssen Sie die entsprechenden Fakten und Merkmale eines solchen Arbeitsstils erläutern. Der Micromanager muss begreifen, dass ein nicht-dominanter Arbeitsstil sinnvoller ist und die Angestellten ihre Aufgaben so besser erledigen können.
Micromanager, die ihr Problem eingesehen haben, können entsprechende Fortbildungen besuchen, um ihre Arbeit in Zukunft besser zu machen. In den meisten Fällen müssen sie ihre Probleme erst einsehen, um sie zu beheben. Doch manchmal können Sie ihnen mitteilen, welche Kurse sie besuchen könnten, ohne direkt auf die Situation hinzuweisen.
Sind Sie der Ansicht, dass einer Ihrer Kollegen Micromanagement betreibt, können Sie sich auch einfach weigern, die entsprechenden Entscheidungen einzuhalten. Handelt es sich hingegen um einen auserwählten Manager, suchen Sie das Gespräch mit der Personalleitung oder im Team, wenn der Micromanager nicht anwesend ist. Andererseits darf sich die betroffene Person nicht hintergangen fühlen, das Vertrauen muss unbedingt beibehalten werden. Vertrauen ist immer der Schlüssel zum Erfolg. Hat der Micromanager kein positives Bild von Ihnen, wird er Ihre Ratschläge nicht zur Kenntnis nehmen.
Hat Micromanagement bei der Arbeit immer negative Auswirkungen?
Bisher haben wir über krankhaftes Micromanagement nachgedacht. Manche hingegen betreiben diese Methode gezielt und absichtlich. Eine solche Vorgehensweise hat durchaus ihre positiven Aspekte. Es kann Sinn machen, einmal genauer draufzuschauen und die Fehler in den Details zu finden, sofern es sich um ernstzunehmende Versehen und Vergehen handelt. In vielen Branchen arten kleine Unfälle zu einer großen Katastrophe aus. Dazu sollte es nicht kommen, und deshalb ist „sanftes“ Micromanagement an der ein oder anderen Stelle durchaus wünschenswert.
Manche Neueinsteiger müssen von der Führungskraft durch bestimmte Vorgaben und Hinweise auf die richtige Bahn gebracht werden. In einzelnen Branchen ist es tatsächlich notwendig, jeden Arbeitsschritt in einem Protokoll festzuhalten. Hier ist es unumgänglich, auf der Basis gegenseitigen Vertrauens ein maßvolles Micromanagement zu betreiben. Wenn mehrere Menschen in einem Team zusammenarbeiten, sollten die Beteiligten durch einen Koordinator angeleitet werden. Dies ist eine milde Form des Micromanagements.
Fazit
Mit diesen Anzeichen ist die Mentalität eines Micromanagers schnell erkannt. Einfach ist der Umgang mit solchen Personen für die anderen Mitarbeiter sicherlich nicht. Auf jeden Fall sind Sie nun dazu in der Lage, Micromanager schnell zu erkennen und entsprechend zu handeln. So sind Sie anderen auf der Arbeit schon mal voraus. Wer Micromanagement aktiv beseitigt, hilft nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Kollegen dabei, wieder mehr Motivation aufzubauen.